Die Allerseelenschlacht im Hürtgenwald

Bloody Forest 6.Okt.1944 Germany Europe

Am 11. September 1944 überschreiten amerikanische Soldaten die deutsche Grenze nördlich von Trier.


Am 12. September 1944 stoßen US-Kräfte auf den Westwall bei Aachen vor, die ersten Westwall-Bunker werden genommen. Die Alliierten stehen somit 96 Tage nach der Ladung in der Normandie auf einer Linie, die nach ihrer Planung "D + 330", also erst am 02. Mai 1945 erreicht werden sollte.


Das bedeutet unter anderem, daß die logistische Planung nicht eingehalten werden kann. Die Logistik und damit der Nachschub ist nicht in der Lage, dem unerwartet schnellen Vormarsch zu folgen. Die alliierte Verfolgung kommt zum Stehen, der Angriff kann nur nach Vorbereitung fortgesetzt werden.


So erklärt sich das aus deutscher Sicht "zaghafte" Vorgehen der Amerikaner im Raum Aachen und Hürtgenwald im September 1944. Für den Raum Aachen ist das VII. (US)Korps zuständig.

Die 3. (US) Panzer-Division erhält den Auftrag, südlich Aachen anzugreifen. Dieses relativ offene, panzergünstige Gelände wird von den Amerikanern mit "Stolberg - Korridor" bezeichnet. Es begünstigt den Angriff größerer mechanisierter Kräfte.


Der Angriff der 3. (US) Panzer-Division kommt nur langsam voran.


Erster Angriff auf Schmidt - Oktober 1944

Nach dem Abwehrerfolg in Arnheim (MARKET GARDEN) kommt es den Deutschen besonders darauf an, durch Abstützung der Eifel-Front einen alliierten Durchbruch zum Rhein zu verhindern und den Aufmarschraum für die im ersten Planungsstadium befindliche Ardennen - Offensive zu bewahren.

Der deutschen 275. Infanterie-Division steht die 9. (US) Infantry-Division gegenüber, die den Auftrag hat, die Hochfläche um Schmidt zu nehmen. So soll die rechte Flanke des VII. (US) Korps gesichert werden. Außerdem ist durch Abstützung auf den Oberlauf der Rur ein Flankenschutz nach rechts gegeben. Nach der Einnahme von Schmidt sollen die Deutschen im Monschau-Korridor, die dort immer noch in Anlehnung an den Westwall zäh verteidigen, im Rücken gefaßt und ausgeschaltet werden.


Ergebnis: US-Geländegewinn: etwa 2,7 km. Endpunkt ist Germeter. Schmidt bleibt in deutscher Hand.

US-Verluste: ca. 4.500 Mann.

Deutsche Verluste: ca. 3.200 Mann.

Ende Oktober 1944 ist für den Hürtgenwald das V. (US) Korps zuständig. Am 26.10. 1944 übernimmt die 28. (US) Infantry Division den Gefechtsstreifen der abgekämpften 9. (US)Infantry Division. Die deutsche 275. Infanterie-Division bleibt notgedrungen trotz ihrer Verluste weiter in Stellung.


Der Plan der Amerikaner sah folendes vor:

60 Minuten vor Stunde Null:

Artillerie-Sperrfeuer. Das 112. Infantry-Regiment sollte Kommerscheidt und Schmidt erobern und dabei durch die Einnahme und Verteidigung von Vossenack ihre Nordflanke abdecken. Die Hauptstoßrichtung war durch die bereits besetzte Richelskaul über die Kall auf Kommerscheidt und zuletzt auf Schmidt zu. Die Infantry sollte von mittelschweren Panzern und Panzer-Abwehrwaffen begleitet werden. Vorher waren jedoch an den Wegen östlich von Germeter eigene Minenfelder zu beseitigen.


Am Morgen des 2. November um 8.00 Uhr trat die amerikanische Artillerie in Aktion. Eine Stunde später verließen die ersten Kompanien ihre Stellungen in Germeter im Schutze von Panzern.

Am 08.11.1944 brechen die Amerikaner das Gefecht ab. Im Schutzder Nacht werden die Reste des 112. Infantry-Regiment zurückgeführt: 300 Mann von 2.200. Der Gesamtverlust der 28. (US) Infantry Division beläuft sich auf über 6.000 Mann aus einer Gefechtsstärke von etwa 25.000. Nach der 9. Infantry Division im Oktober ist die 28. Infantry Division im November als zweite Division ebenfalls im Hürtgenwald verschlissen.

Am 16. November 1944 setzen die 1. und 9. US-Armee zum Großangriff auf die Rur zwischen Linnich und Hürtgenwald an: Operation QUEEN.

Die Amerikaner nehmen am 28.11.1944 Hürtgen, am 29.11.1944 Kleinhau und Großhau. Am 05.12.1944 geht der letzte Stützpunkt in Vossenack verloren. Bergstein mit dem beherrschenden Burgberg wird am 07.12.1944 von den Amerikanern genommen. Der Weg nach Düren ist frei als am 12.12.1944 Gey und Straß fallen.



Die Verluste in den Kämpfen im Hürtgenwald werden schon seit den 50er-Jahren immer wieder mit über 60.000 Opfern angegeben. Diese sehr hohen Zahlen sind jedoch nicht belegbar und werden von vielen namhaften Personen, die sich mit der Geschichte Hürtgenwalds in der Zeit Herbst/Winter 1944/45 auseinandersetzen, angezweifelt.


Fotos Quelle: U.S Nationalarchiv

Auf deutscher Seite bemüht sich das LXXIV. (74.) Armeekorps, die Front im Abschnitt Aachen zu festigen und so weit wie möglich zu halten, um den Westwall mit seinem günstigen Gelände für die Verteidigung zu nutzen. Das Waldgelände bietet dem Verteidiger die Möglichkeit, die US-Überlegenheit bei Luftwaffe, Panzern und Artillerie in ihrer Auswirkung zu mindern.


Ab 16. September wird die aus dem Osten zugeführte 12. Infanterie-Divisionzum zum Gegenangriff auf Aachen eingesetzt. Teile der 353. Infanterie-Division besetzen den Westwall im Hürtgenwald. Die 89. Infanterie - Division geht mit Teilen im Raum um Monschau zur Verteidigung über. Zu dieser Zeit stehen 239 eigene Panzer und Sturmgeschütze mindestens 2.300 Feindpanzer, also die zehnfache Menge gegenüber.


Gefangene Deutsche Soldaten


Nach Feuerzusammenfassung der Artillerie auf die gesamte Breite und Tiefe des Angriffsgeländes treten die US Infantry Battalions am 06.10.1944 um 11.30 Uhr zum Angriff an. Die angreifende amerikanische Infantry erleidet fürchterliche Verluste durch Baumkrepierer, die Deutschen sind in ihren Feldstellungen geschützt. Ein Battalion des 60. (US) Infantry-Regimentes verliert allein am 07.10.1944 rund 100 Mann durch Baumkrepierer, obwohl es nicht einmal an der Front eingesetzt ist. Im Waldkampf gelingt es kaum, Ziele für die US-Artillerie und US-Luftwaffe ausfindig zu machen. Da beiden US-Regimenten nur eine "Rollbahn" zur Verfügung steht und diese von den Deutschen mit Minen und Baumsperren unterbrochen wird, können weder Panzer noch Geschütze die angreifende Infanterie unterstützen. Teilen des 39. (US) Infantry-Regimentes gelingt es, westlich Germeter in die deutschen Stellungen einzubrechen und einige Bunker auszuschalten.

Die Kämpfe ziehen sich bis zum 16.10.1944 hin. Dann sind beide Seiten so geschwächt, dass die Kampfhandlungen ablaufen.



Zweiter Angriff auf Schmidt - November 1944

Die verstärkte 28. (US) Infantry Division erhält den Auftrag, den Raum Vossenack - Schmidt - Lammersdorf zu nehmen und in den Rücken der Deutschen im Monschau -Korridor zu stoßen. Stunde Null war am 2. November 1944 um 9.00 Uhr. Wegen des 2. November wird diese Schlacht später von den Deutschen als "Allerseelenschlacht" bezeichnet.

Vor dem unmittelbaren Beginn des Angriffs auf Schmidt erstreckte sich die Frontlinie entlang der Straße Hürtgen - Germeter- Rollesbroich und von Germeter durch die Richelskaul bis in die Nähe von Raffelsbrand. Die teilweise dicht bewaldeten Höhenzüge von Vossenack, Brandenberg, Hürtgen, Kommerscheidt und Schmidt waren wegen ihrer Höhenlage beherrschend. Es galt sie mit Luft- und Artillerieunterstützung zu nehmen. Allerdings ließen Wetter und Wälder eine Luftaufklärung und Luftunterstütznung nicht zu. Artillerie-Einheiten waren im Raum Zweifall / Roetgen postiert.

Als die 28. Division am 26. Oktober in dieses Gebiet eindrang, fanden sich die Soldaten in einem feuchten, dichten Wald in der Art vor, wie er in den alten deutschen Märchen verewigt ist. Dazu sahen sie Versorgungsfahrzeuge, granatzerstörte Bäume, vergessene Minen an den kargen, schmutzigen Straßen und Pfaden, sowie hunderte von Granattrichtern.

Die Deutschen konnten aus mancherlei Anzeichen einen Angriff erwarten, kannten jedoch nicht den Zeitpunkt und den Richtungsstoß.



Am 16.12.1944 beginnt die Ardennen-Offensive. Damit flauen die Kämpfe im Hürtgenwald ab.

Nach dem Scheitern dieser letzten deutschen Offensive im Westen nehmen die Amerikaner ab dem 10. 01. 1945 ihre Kampftätigkeit im Hürtgenwald verstärkt wieder auf. Schließlich fällt Schmidt am 08. 02.1945 in amerikanische Hand, am 09.02. 1945 werden die Rur - Talsperren genommen. Damit enden die Kämpfe um den Hürtgenwald.


Text Quelle: Homepage der Gemeinde Hürtgenwald